Globale Infrastruktur als Investitionsziel für Unternehmer

Globale Infrastruktur als Investitionsziel für Unternehmer

Trotz sprudelnder Steuereinnahmen bleiben die öffentlichen Kassen in Deutschland angespannt. Wegbrechende örtliche Steuereinnahmen einerseits und geringere Finanzzuweisungen von Bund und Land andererseits prägen das heutige Bild in der Bundesrepublik, weswegen immer mehr Gemeinden, Städte oder Landkreise vor riesigen Finanzproblemen stehen. Gleichzeitig unterstreicht die in Abständen immer wieder aufflammende Diskussion um Solidaritätspakt und Solidaritätszuschlag, dass viele wichtige neue Modernisierungen oder Erneuerungsmaßnahmen in die öffentliche Infrastruktur auch in zahlreichen alten Bundesländern kaum noch aufschiebbar sind und dafür dringend Gelder benötigt werden.

Wie aber lassen sich die kommunalen Modernisierungsmaßnahmen finanzieren, wenn die öffentliche Hand, was das liebe Geld betrifft, nahezu leer ist? Eine Frage, die sich die Politiker nicht nur in Deutschland, sondern weltweit stellen, denn ebenso wie in der Bundesrepublik fehlt auch in vielen anderen Staaten schlicht das Geld, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten oder weiter auszubauen. Hinzu kommt der immense Bedarf in den aufstrebenden Schwellenländern wie China und Indien. So haben inzwischen zahlreiche Fondsgesellschaften die Infrastruktur zum Megatrend erkoren und bieten aktiv gemanagte Aktienfonds oder börsennotierte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) an. Zum Infrastruktursektor gehören vor allem Unternehmen aus den Wirtschaftsfeldern Transport, Kommunikation und Energie, wobei die Fonds in Unternehmen aus diesen Bereichen investieren, die sich an Planung, Bau oder Betrieb von Infrastrukturanlagen beteiligen.

Abgesehen von Australien und Kanada, wo mit den beiden Unternehmen Macquarie und Brookfield Asset Management auch die beiden weltweit größten Asset Manager von Infrastrukturanlagen sitzen, hat sich die weltweite globale Infrastruktur als Investitionsziel für Unternehmer erst in den letzten Jahren von einer Marktnische zu einem weithin akzeptierten Anlageprodukt entwickelt, erklären die Experten der IVG Immobilien AG in ihrem Report Investitionen in Infrastruktur. Nach Meinung vieler Investoren stelle diese mittlerweile eine eigene Anlageklasse dar. Besonders aktiv sind in diesem Segment insbesondere Investoren, welche sehr viel Wert auf langfristig stabile Cashflows legen, d.h. vor allem Pensionsfonds inklusive der australischen Superannuation Vehikel sowie Versicherungen und einige Banken. Für ein Engagement im Infrastruktursektor stehen diesen interessierten Kapitalanlegern dabei verschiedene Wege offen.

Für Investitionen in die globale Infrastruktur gibt es verschiedene Möglichkeiten!

So sind neue Direktinvestitionen, z.B. in Form von Public Private Partnerships (PPP), eine Anlagemöglichkeit für Kapitalanleger. Public Private Partnerships können einzelne Investoren allerdings, je nach Infrastrukturtyp, aufgrund des sehr hohen Kapitalbedarfs überfordern. Zudem können sie angesichts der eingeschränkten Liquidität von Infrastrukturanlagen häufig einen äußerst langen Anlagehorizont implizieren. Die Investitionen in börsennotierte Infrastrukturaktien oder Infrastrukturanleihen lassen sich dagegen mit geringem Kapitaleinsatz realisieren und bieten Investoren zudem den Vorteil höherer Liquidität. Der Investor kann auf diese Weise am Renditepotenzial von der Infrastruktur partizipieren, wobei Infrastrukturaktien und Infrastrukturanleihen jedoch aufgrund des starken Kapitalmarkteinflusses weniger Diversifikationspotenzial in den Vermögensportfolios der Kapitalanleger bieten als Direktanlagen, heißt es im IVG Report.

Infrastrukturfonds, welche nicht börsennotiert sind, erfordern schließlich gegenüber Direktinvestitionen einen geringeren Kapitaleinsatz. Zudem bieten Infrastrukturfonds ein größeres Potenzial zur Risikodiversifikation aufgrund der Streuung der Investitionen über mehrere Infrastrukturanlagen. Ein Risiko, das im Zusammenhang mit Infrastrukturinvestments nicht unterschätzt werden darf, geht von der Politik bzw. der staatlichen (De-) Regulierung aus, meinen die IVG Experten. Bestes Beispiel dafür ist die Energiepolitik in Deutschland, heißt es in der Studie des Unternehmens. Sie habe die Spielregeln für die Energiewirtschaft innerhalb weniger Jahre mehrere Male grundlegend verändert. Für Investitionen in Infrastrukturanlagen spricht dagegen laut IVG neben den relativ hohen risikoadäquaten Renditen die geringe Korrelation der Performance von Infrastruktur zu anderen Asset Klassen wie z.B. börsennotierte Aktien sowie Staatsanleihen und Immobilien.

Darauf würden empirische Analysen für die vergleichsweise transparenten Infrastrukturmärkte Australien und USA hindeuten. Was den Bereich der Infrastrukturfonds betrifft, so ist dieser innerhalb weniger Jahre deutlich angewachsen. Das geht aus dem Deloitte Report The Fork in the Road ahead hervor. Und die Tendenz scheint weiter aufwärts zu weisen: Infrastrukturfonds werden in Deutschland weiter an Bedeutung gewinnen, ist David Krüger vom Beratungsunternehmen Deloitte überzeugt. Der beschleunigte Atomausstieg und die Umwandlung der Energiewirtschaft bringen einen immensen Investitionsbedarf in erneuerbare Energien und Stromnetze mit sich. Infrastrukturfonds werden eine wesentliche Rolle spielen, um diesen immensen Investitionsbedarf zu decken. David Krüger vom Beratungsunternehmen Deloitte räumt allerdings ein, dass die Krise der Jahre 2008 und 2009 auch für einen deutlichen Rückgang der Investments in Infrastrukturassets gesorgt hat.

Seit der 2008/2009 Krise ist zwar eine Erholung eingetreten, das Hoch der Vorkrisenjahre ist jedoch bis heute noch nicht wieder erreicht. Zudem investieren heute, anders als 2007, viele Rentenfonds und Limited Partners vermehrt direkt und sorgen damit für eine neue Dynamik im Markt. Wohin aber geht die Entwicklung bei Infrastrukturinvestments? Nach einer Bewegung hin zu sogenannten peripheren Infrastrukturassets wie Parkhäusern oder Servicestationen geht der Trend wieder zu Kern Assets wie etwa Straßen oder Häfen und zu Anlagen für nachhaltige Energieproduktionen, heißt es bei Deloitte. Dabei liegen die Erwartungen an die Internal Rate of Return noch nicht ganz bei 15 Prozent wie im Vorkrisenjahr 2007 …

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