Pro und Contra oder welche Gründe sprechen für Ökostrom

Pro und Contra oder welche Gründe sprechen für Ökostrom

Ob unser Strom, der aus der Steckdose kommt, ökologisch oder konventionell erzeugt wird, sieht man ihm nicht an. Auch der grüne Strom hat Nachteile und ist nicht immer so umweltfreundlich wie es auf den ersten Blick scheint, denn die Herstellung von Solaranlagen und Windrädern ist auch heute noch nicht emissionsfrei möglich. Solarzellen beispielsweise müssen zwei bis vier Jahre lang durchweg Energie produzieren, um die aufgewendeten Ressourcen zu amortisieren. Die meisten Windräder an Land und die Offshore Windparks in der Nordsee sind daher auch bei Umweltschützern nicht unumstritten.

Natürlich sprechen zahlreiche Gründe für sauberen Ökostrom. Wind sowie Sonne und Erdwärme sind nahezu unerschöpfliche Reserven, welche es nur zu nutzen gilt. Zudem stehen diese ökologischen Energiequellen dauerhaft und kostenlos zur Verfügung. Auch sauberer Strom, welcher etwa aus Holz, Getreide oder den Abfällen der Landwirtschaft erzeugt wird, ist in der Umweltbilanz CO2 neutral. Damit ist Ökostrom ein wichtiger Beitrag, um die im Kyoto Protokoll festgeschriebenen Ziele des Klimaschutzes zu erreichen. Durch die vermehrte Ökostromproduktion werden die wertvollen, aber endlichen, fossilen Energieträger geschont. Durch die höhere Erzeugung von Ökostrom im eignen Land können zudem Energieimporte vermieden werden. Auch wirtschaftlich erweisen sich die sauberen grünen Energieträger als wichtiger Faktor. Die Produktion von Ökostrom schafft neue Arbeitsplätze und durch Herstellung sowie Betrieb der Ökostromanlagen werden regionale Wirtschaftsstrukturen in strukturschwachen Gebieten gestärkt.

Zu bedenken ist jedoch, dass Rohstoffe wie Biomasse auch nur begrenzt zur Verfügung stehen. Hochwertige Nahrungsmittel zur Erzeugung von Strom zu nutzen ist jedoch höchst umstritten. Schon heute steigen die Getreidepreise stark und sollte unser Getreide weiterhin zur Stromerzeugung genutzt werden, ist zu befürchten, dass für breite Bevölkerungsgruppen dieses Getreide nicht mehr bezahlbar ist. Durch den Klimawandel und die daraus resultierenden Probleme wird es sowieso immer schwieriger, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Getreide zur Erzeugung von Ökostrom zu nutzen ist somit ethisch und moralisch abzulehnen. Auch Wasserkraftanlagen bringen tiefe Einschnitte in die Umwelt mit sich. Neue Stauseen werden zu Recht von Umweltschützern verhindert. Zudem sind die regenerativen Energiequellen stark vom Wetter abhängig. Insbesondere in Deutschland herrschen schwankende Witterungsbedingungen, sodass keine kontinuierliche Menge an Ökostrom durch Solarzellen und Windanlagen geliefert werden kann.

Die Stromanbieter von Ökostrom müssen die Probleme bei der Stromspeicherung noch lösen!

Solange das Problem der Stromspeicherung nicht behoben ist, kann das vorhandene Stromnetz nur einen Teil der schwankenden Erzeugungsleistung aufnehmen und der dadurch noch zeitweise entstehende Strommangel muss von Kohle sowie Gas oder Atomkraftwerken aufgefangen werden. Zu bedenken ist auch, dass die Produktionskosten von Ökostrom nach wie vor deutlich höher sind. Noch immer muss der grüne Strom deshalb finanziell gefördert werden. Ohne diese staatlichen Gelder wäre der grüne Ökostrom auf dem Markt nicht konkurrenzfähig. Es wird auch in Zukunft in Deutschland nicht möglich sein genügend Windkraftanlagen, Sonnenkollektoren und Wasserkraftwerke zu bauen. Der Strombedarf steigt trotz Sparmaßnehmen immer noch kontinuierlich an. Um genügend Strom durch Solarzellen zu erzeugen, müssten heute große bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen, mit unzähligen Sonnenkollektoren bebaut werden.

Diese Flächen werden aber dringend zur Erzeugung von Futtermitteln und Nahrungsmitteln benötigt. Daher sind noch immer die Kohlekraftwerke die Arbeitstiere unserer Stromproduktion. Rund 71 % des verbrauchten Stroms wurden im Jahr 2012 noch in einem deutschen Kohlekraftwerk erzeugt. Da weitere Kernkraftwerke vom Netz genommen werden sollen, wird ihr Anteil an der Stromversorgung weiter steigen müssen. Befürworter der konventionellen Kohlekraftwerke betonen, dass insbesondere bei Kraftwerken neueren Datums der CO2 Ausstoß deutlich gesenkt werden konnte. Momentan verfügt die westliche Welt über große Mengen fossiler Brennstoffe, die zudem leicht und effizient abzubauen sind. Der Braunkohlebergbau und die Kraftwerke sind zudem ein wichtiger Arbeitgeber. Viele Menschen finden hier einen sicheren Arbeitsplatz. Die westlichen Atomkraftwerke gelten als extrem sicher. Durch neuartige Sicherheitsbarrieren kann praktisch keine Strahlung austreten. Atomstrom gilt als billig und bietet eine hohe Versorgungssicherheit. Zudem ist der CO2 Ausstoß von Atomkraftwerken verschwindend gering, sodass diese keine Ursache des Klimawandels sind.

Viele Experten sind sich einig, dass die Klimaschutzziele ohne zusätzlichen Atomstrom nicht erreichbar sind, da konventionelle Kohlekraftwerke maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich zu machen sind. Gerade ältere Anlagen stoßen heute noch große Mengen an schädlichem CO2 aus. Moderne Filteranlegen haben diesen Ausstoß zwar verringert, wirklich umweltfreundlich ist die Technologie jedoch noch immer nicht. Atomkraftwerke, die zwar kein Kohlendioxid ausstoßen, sind wiederum wegen des strahlenden Sondermülls keine dauerhafte Alternative. Gerade Kernenergie ist nicht erst seit Fukoshima und Tschernobyl in Verruf gekommen. Bis heute ist weltweit kein atomares Endlager gefunden. Die momentan nur in Zwischenlagern aufbewahrten Brennstäbe drohen im Laufe der künftigen Jahre zu einem Problem unbekannten Ausmaßes zu werden. Zudem ist immer noch ungeklärt, ob ein verlassener Salzstock wie in Gorleben oder Ton und Schiefergestein die besseren Lagerbedingungen bieten. Die Anforderungen an die Sicherheit eines Endlagers sind enorm hoch.

Zudem besteht bei Kernkraftwerken immer die Gefahr einer Havarie. Nicht zu vergessen, auch Firmen in denen die Brennstäbe hergestellt oder gelagert werden, könnten Ziel eines terroristischen Anschlags werden. Wiegt man nun alle Vorteile (Pro) und Nachteile (Contra) gegeneinander ab, ist Ökostrom durch seinen Beitrag zum Umweltschutz natürlich die bessere Wahl. Der Preis für den grünen Strom wird in den nächsten Jahren weiter sinken, während sich die Preise für konventionellen Strom in naher Zukunft verteuern dürften. Zudem können Verbraucher durch die Wahl des richtigen Ökostromanbieters günstige Tarife nutzen. Die ökologischen Vorteile der erneuerbaren Energiequellen gegenüber Kohle, Gas und Atomstrom machen diesen zu einer sinnvollen Alternative. Obendrein sind die Technologien zur Ökostromerzeugung erfolgreich und die Weiterentwicklungen dieser Technologien führen stetig zu immer besserer Nutzbarkeit und höherer Effektivität der Anlagen …

Ökostrom © Autofocus67 & Superingo (Fotolia)

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